Das Schaf beim Sport

Die Einnahme von Elektrolyten während der sportlichen Betätigung ist auch bei Schafen unerlässlich. Dabei weisen die Tiere durchaus menschliche Verhaltensmuster auf - z.B. drängen sich bis dato eher unauffällige Individuen ins Zentrum der digitalen Fotografie, sobald eine Kamera auftaucht.

 

Greifswald (SPA): Hunderennen, Kuhroulette, Spring- oder Dressurreiten - die Liste vom am Sport beteiligter Tierarten ist lang und breitgefächert. Das Schaf kommt dort nicht vor. Seit gestern: kam. Brycke hat seinen Hoffotografen für zwölf Stunden an Greifswalds steilstem Hang abgestellt und dieser knipste sensationelle Fotos. Von Schafen beim Sport.

 

 

Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass Schafe eher dem Individual- als dem Mannschaftssport zugeneigt sind. Das mag in erster Linie daran liegen, dass die Sportbekleidung unter sehr uniformellen Gesichtspunkten und gemäß den traditionellen Vorgaben des Turnvaters Friedrich Ludwig Jahn ausgewählt wird. Darunter leidet jeder Versuch, mindestens zwei unterscheidbare Mannschaften einzuwählen und sich den unter Menschen beliebten Spielen wie Fußball, Hockey oder Cricket zu widmen.

 

Hinsichtlich ihrer Konstitution zählen Schafe zu jenen Geschöpfen, denen bei leistungsorientierten Sprüngen, Wurf-, Hänge- und Über-Kopf-Übungen schier Unschafiges abverlangt wird. Aber: während der norddeutsche Mensch hunderte, ja, tausende Kilometer zurücklegt, um alpinen Sportarten nachzugehen, ist das Schaf als wohl einziges Lebewesen auf diesem Erdball in der Lage, selbst in wegen ihrer Eintönigkeit geomorphologisch benachteiligten Lagen kleinste Unregelmäßigkeiten im Relief zum Zwecke einer sportlichen Betätigung zu nutzen.

 


Zwar wird der Betrachter keinen Tsukahara, weder gestreckt noch gehockt, oder gar einen Produnowa zu Gesicht bekommen. Selbst Spagat- oder Schersprünge sind für das Schaf aus physiognomischen Gründen nicht oder nur unter unschafigen Anstrengungen zu bewältigen. Dafür erfährt die Längsrolle unter konsequenter Ausnutzung der Hanglage einen Variantenreichtum, das selbst turnerfahrenen Menschen ein Staunen abringt.



Da der Leistungsgedanke bei Schafen eine untergeordnete Rolle spielt, wird bei der Absolvierung der Übungen großes Augenmerk auf die Ästhetik des Sports gelegt. Vor allem die unteren Extremitäten werden mittels vielfältiger Streckungen und Biegungen dazu genutzt, bei den imaginären Kampfrichtern für einen nachhaltigen Eindruck zu sorgen und die Benotung unabhängig von den für eine Übung vorgegebenen Schwierigkeitsfaktoren positiv zu beeinflussen.   



Der Neigungsgrad des Hanges besitzt enormen Einfluss auf die Rollgeschwindigkeit des Sportlers und erhöht somit die Schwierigkeit, ein Übungselement letztendlich in einen sicheren Stand zu bringen. Da auch zum Abschluss der Übung ästhetische Normen eine gleichwertige Bedeutung erfahren, können dem Schaf durchaus Kompetenzen zum Multitasking bescheinigt werden, die Zoologen aufhorchen und auf die Finanzierung neuer Studien hoffen lassen.


Entschließt sich ein Schaf zu einer hanggebundenen Bodenübung, schlüpfen die anderen Individuen spontan in die Zuschauerrolle. Dabei unterliegen die Choreographien einer sehr spartanischen Gestaltung. Auf Pyroshows wird sogar gänzlich verzichtet, womit den strengen Vorgaben und dem Strafkatalog des DTSB (Deutscher TurnSchafBund) Rechnung getragen wird. Ob es auf den Rängen zu rassistischen Auswüchsen (etwa durch die Imitation von Affengeräuschen) kommt, konnte durch den Brycke-Fotografen nicht evaluiert werden, da keines der Schafe zu einem schwarzen Trikotsatz griff.

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Kommentare: 1
  • #1

    X,Y und Z (Mittwoch, 25 September 2019 09:43)

    Haha ... grandios. Ein Fest für jeden Sportfan!