Flotte Flotte


 

Greifswald (SPA): Nach der Ablehnung durch die Greifswalder Bürgerschaft, eine Bundeswehr-Korvette mit dem Namen der Universitäts- und Hansestadt zu beschriften (wir berichteten), kochte das Thema vor gut einer Woche erneut hoch. Vertreter der Greifswalder CDU-Fraktion fantasierten einen kausalen Zusammenhang zwischen der gescheiterten Namensgebung und einigen in der Stadt zerstörten Werbeplakaten der Bundeswehr daher.

 


 

Nun kommt ein neuer Vorschlag auf den Tisch, von dem sich sowohl gekränkte Lokalpolitiker als auch Spitzenvertreter der Bundesregierung alternativ begeistert zeigen. Ein Abenteurer aus dem Dunstkreis der heimischen CDU tat bei einer Erkundungsreise ins ferne Mecklenburg mitten der Wismarer Bucht ein Betonschiff auf, das dort seit einem halben Jahrhundert auf Sandbankreede steht und dabei Wind, Wetter sowie anderen Abenteurern trotzt. Diese Betonschiffe wurden zu Zeiten der Stahlknappheit zu Beginn der 1940er für die Transportflotte Speer hergestellt, wobei für den damaligen Stahlmangel nicht die neuerdings in Mode kommende Erhebung von Strafzöllen ursächlich war.

Der nagende Reißzahn der Zeit hat dem aufgefundenen Wasserfahrzeug ein Antlitz verpasst, das nach einhelliger Meinung hinzugezogener Begutachter in hohem Maße sowohl den Zustand der Diskussionskultur im Greifswalder Parlament als auch das permanent von den Medien vermittelte Worst Case-Szenario der nationalen Verteidigungsarmee widerspiegelt. So verwundert es nicht, dass die Idee des christlichen Erkundungsreisenden, das Schiff nach Greifswald zu schleppen und für eine verteidigungsorientierte Seefahrt flott zu machen, auf überbreite Zustimmung stößt.

 

Piccoloanschlag: von der Leyens Leck

 

 

Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen flog gar direkt nach Wismar, brachte höchstpersönlich an einem Heckstück einen Bundeswehrinventarstempel an und versuchte sich dann eilends mit einer Namensgebung. Diese allerdings scheiterte, weil das von der Ministerin geschwungene und 0,2 Liter fassende Fläschchen Piccolo (Anm. der Red.: die sonst für einen solchen Anlass gebräuchlichen Champagner Brut-Literflaschen wurden aus Kostengründen aus dem Wehretat gestrichen) ein klaffendes Leck in der Bordwand hinterließ.

 

Nun soll das Betonschiff nach Greifswald geschleppt und auf einem provisorisch hergerichteten Außendock der HanseYachts AG mit den Mindestanforderungen bezüglich  einer militärischen Hochwassertauglichkeit ausgestattet werden. Sollte von der Leyens Eilanfrage an die luxemburgische Marine nach dem für den Schleppvorgang notwendigen schweren Gerät zeitnah beantwortet werden, könnte schon in vier Wochen mit der Installation von Besansegel, Schießschartenattrappen, einem Unterwasserperiskop und einer Kreidetafel zur Evaluation absinkender Gegenstände per Senkrechtstrich begonnen werden.

 

Dementsprechend vorsichtig agieren Schifffahrtsamt, hochrangige Admiräle und die Greifswalder CDU bei der Terminierung einer geplanten Jungfernfahrt durch die küstennahen Schelfgebiete der vorpommerschen Boddenlandschaft. Momentan läuft es auf ein Datum im späten Oktober hinaus, bevor die Betonkorvette dann mit einem flotten Flottenfest an der Wieker Mole zu ihrem Frontex-Einsatz im Mittelmehr verabschiedet werden soll.

 

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Kommentare: 24
  • #1

    X, Y und Z (Mittwoch, 18 Juli 2018 15:08)

    Grandios ... bis das Lachen steckenbleibt

  • #2

    nervig (Mittwoch, 18 Juli 2018 16:29)

    dort sollte man die Greifswalder Bürgerschaft einbetonieren

  • #3

    Lieselotte (Donnerstag, 19 Juli 2018 10:10)

    Die Greifswalder Bürgerschaft einbetonieren, das wär' unethisch.

  • #4

    Wilhelm Bürstig (Donnerstag, 19 Juli 2018 10:12)

    In Rostock im Freilichtschiffahrtsmuseum haben die ja auch so eins. Und wir im Greifswalder Museumshafen, was haben wir? Mit ein bißchen Regionalbewußtsein würde das Ding schon lange bei uns liegen!

  • #5

    Jan Bodden (Donnerstag, 19 Juli 2018 10:15)

    Mit dem Versegeln scheint es aber nicht so zu klappen. Zuerst sollte es von Ostswine nach Wismar und strandete vor Redentin und dann 16 Jahre später sollte es dort in den Hafen geschleppt werden und strandete wo es jetzt liegt. Da ist doch der Wurm drin.

  • #6

    Lieselotte (Donnerstag, 19 Juli 2018 10:16)

    Der Wurm ist da nicht drin, das ist doch aus Beton!
    Ich finde Ursula sollte es unserem Verteidigungsbündnis schenken. Das schafft Vertrauen und Sicherheit.

  • #7

    Manface Duck (Donnerstag, 19 Juli 2018 10:17)

    Ja und die sollen es da liegen lassen, wo es ist, da kann es schon nicht absaufen.

  • #8

    Wilhelm Bürstig (Donnerstag, 19 Juli 2018 10:20)

    Aber das Potential zur Landesverteidigung wäre damit auch nicht so übermäßig gewachsen.

  • #9

    Manface Duck (Donnerstag, 19 Juli 2018 10:22)

    Wieso denn? Wenn die Russen kommen, können wir uns da drin verstecken, da suchen die nie!

  • #10

    Lieselotte (Donnerstag, 19 Juli 2018 10:22)

    Aber wenn doch schon der Inventarstempel der Bundeswehr drauf ist, dann sehen die doch, daß es Militärgerät ist und machen es kaputt.

  • #11

    Wilhelm Bürstig (Donnerstag, 19 Juli 2018 10:25)

    Ja, das war voreilig von der Ursula.

  • #12

    Lieselotte (Donnerstag, 19 Juli 2018 10:26)

    Hallo Herr Brycke, wie soll's denn jetzt heißen? "Greifswald" oder "Heimkehr"?
    Wem gehört's denn eigentlich?

  • #13

    Sheldon Gently (Donnerstag, 19 Juli 2018 10:27)

    Gehört, wenn ich das schon höre, Quatsch! Alles was da so war an militärischen Zeug nach dem Krieg, haben doch die Siegermächte kassiert.

  • #14

    Lieselotte (Donnerstag, 19 Juli 2018 10:28)

    Und warum haben die das vergessen? Das ist schlampig!
    Die Demminer Kleinbahn, die nach Daberkow gefahren ist, haben sie sauber mitgenommen damals. Als Reparatur, hat mir Oma erzählt. Ist doch keine Reparatur, wenn man was mitnimmt.

  • #15

    Tukan Kirbati (Donnerstag, 19 Juli 2018 10:29)

    Das sind eben die kulturellen Unterschiede: Die einen demontieren Kleinbahnen, die anderen montieren Atomraketen. Jedes Land hat eben seine eigenen Methoden Dinge zu reparieren. Das ist zu respektieren!

  • #16

    Lieselotte (Donnerstag, 19 Juli 2018 10:35)

    Wir könnten doch die Russen anrufen, die sollen's noch abholen, als Reparatur.

  • #17

    Ricarda Bolithos (Donnerstag, 19 Juli 2018 10:37)

    Als Reparation, Lieselotte, als Reparation!

  • #18

    Jan Bodden (Donnerstag, 19 Juli 2018 10:42)

    Ich finde, Lieselottes erste Idee war sehr gut, wenn die Ursula das Schiff der NATO schenkt, dann haben wir für 2018 schon mal einen guten Beitrag geleistet - eine Investition in eine sicherere Zukunft!

  • #19

    Wilhelm Bürstig (Donnerstag, 19 Juli 2018 10:43)

    Find' ich nicht! Wir sollten ein eigenes Verteidigungsbündnis gründen, gegen die Russen, hier in Greifswald. Das Schiff wäre ein guter Anfang, wenn es sich schon nicht in den Museumshafen schleppen läßt.

  • #20

    Manface Duck (Donnerstag, 19 Juli 2018 10:46)

    Ja, und dann können wir eigene Manöver abhalten: "Kampfschwimmer Manface Duck meldet sich an Bord." Das wird gut!

  • #21

    Manface Duck (Donnerstag, 19 Juli 2018 10:47)

    Hat's dort eigentlich einen Strand oder eine Liegewiese?

  • #22

    Brycke (Donnerstag, 19 Juli 2018 14:38)

    @alle: Danke! Liege im Büro und reparationiere. Melde die Urlaubs-Teppichreinigung wieder ab.

  • #23

    Lieselotte (Freitag, 20 Juli 2018 14:42)

    Hallo Herr Brycke, kein Grund sich zu bedanken. Wir alle - außer vielleicht Ricarda - geben immer gerne unser Bestes für den Weltfrieden.

  • #24

    Wilhelm Bürstig (Freitag, 20 Juli 2018 14:43)

    ... und für Greifswald!