Rendezvous im Märchenwald

 

 

 

Greifswald (SPA): Es war einmal ein tiefer dunkler Wald, der von Jahr zu Jahr dunkler wurde, da all das gefallene Laub und das gebrochene Geäst kaum noch einen Sonnenstrahl auf den Boden ließen und Pilze, wenn sie denn wuchsen, ein unscheinbares und für menschliche Augen kaum sichtbares Dasein fristeten.

 

 

In einem Herbst, es muss im Jahr 2017 gewesen sein, sprossen die Pilze nur so aus dem Boden und die Menschen aus den nahen Dörfern und Städten trugen die Früchte des Waldes körbeweise in ihre Behausungen. Als wäre Mykolosis, Tochter der Artemis und Göttin der Pilzzucht, höchstselbst vom Olymp gestiegen und hätte Hand angelegt.

 

Eines Tages ging ein Mann in den Wald, stolperte vorsichtig durch das Unterholz und als er um eine geknickte Buche bog, sah er sie. Blond und fein, lang ausgestreckt im morgennassen Laub. Unter ihren Händen hoben sich zwei Pilze majestätisch dem spärlichen Lichte entgegen.

 

„Weißt du, wer ich bin?“, sagt sie, obwohl ein schlichtes Guten Morgen angebrachter gewesen wäre. Selbstbewusst erwidert er: „Na klar, weiß ich das. Du bist My…“. „Bedenke! Du darfst nur dreimal!“ „Ich benötige nur ein einziges Mal. Du bist Myk…“. Wieder unterbricht die Schöne ihn: „Falls du das weißt, hat es dir bestimmt der Teufel gesagt.“  Er versucht, lustig zu sein: „Den habe ich schon seit zwei Wochen nicht mehr gesehen. Du bist Myko…“ „Zeig mal, was du da alles im Korbe trägst.“, steht sie plötzlich vor ihm. Er hebt ihn an, aber schon ist Mykolosis verschwunden.

 

Machen die da oben kein Kommunikationstraining?

 

Und wenn er nicht gestorben ist, isst er heute wieder Pilze.

 

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