Die Eule in Neuenkirchen

 

                                    (nach einer wahren Begebenheit)

 

 

 Harmlos oder nicht ohne? "Eule" in Neuenkirchen

 

 

Greifswald (SPA): Heiner M. (Name geändert, die Red.) ist nach dem Feierabend endlich daheim. In seinem Häuschen, das er und seine Lieben vor acht Wochen im beschaulichen Neuenkirchen bezogen haben. Nun steht er in der großzügig angelegten Küche, bereitet das Abendbrot vor und schaut durch eine halb geöffnete Jalousie ins dämmernde Draußen.

In diesem Moment nähert sich von der rechten Seite ein Kleintransporter. Ein VW T5. Ziemlich schnell. Mit laut quietschenden Reifen dreht er sich in die Hofeinfahrt und kommt abrupt zum Stehen. Die Türen auf Fahrer- und Beifahrerseite schwingen synchron auf und zwei Männer entspringen flugs dem Fahrzeug. Gehen sofort in eine geduckte Haltung über, bewegen sich vorsichtig nach vorn und werfen Blicke nach rechts und links. Dann hebt der Vordere den Arm, greift auf Hüfthöhe mit der anderen Hand an die Seite und hat in dieser plötzlich eine Schusswaffe. Tief gebückt schleichen die beiden Männer weiter in Richtung Haustür. 

 

Heiner, Mann genug, denkt offensiv: Angriff ist die beste Verteidigung. Ruhig stellt er seinen schon lauwarmen Pott Kaffee ab. Mit zwölf Schritten ist er an der Tür. Reißt sie auf und basst in die Richtung zweier überraschter Personen, die nach einem kurzen Schreck ihre geduckte Haltung aufgeben: „Was wollt ihr hier? Verschwindet!“ Kurze Pause. Dann ertönt es energisch aus der Richtung des Waffenträgers: „Wo ist die Eule?“ Eule? Nun ist es an Heiner, überrascht und gleichzeitig wütend zu sein. Laut:

 

„Was für eine Eule? Ich habe keine Eule!“.

 

Es folgt eine knappe Vorstellung: „Drogenfahndung. Hier wurde beobachtet und angezeigt, wie verschiedene Personen mehrmals einer auf ihrem Grundstück befindlichen Eule Dinge entnehmen oder zuführen. Also frage ich Sie erneut: Wo ist die Eule?“ Heiner, nun in einem nur wenig sanfteren Behördenton, setzt kurz an: „Ich besitze keine … oder meint ihr das Ding da hinten?

 

Er führt die beiden Männer, deren Anspannung sich minimal gelegt hat, zu einer Keramikfigur, die direkt am Grundstückszaun steht und somit von der Straßenseite leicht zu greifen ist. "Wenn ihr das hier mit Eule meint?" Heiner kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Öffnen!“, entgegnet jener Drogenfahnder humorlos, der nach wie vor seine Waffe in der Hand hält. Heiner beugt sich nach unten, hebt die Eule an und befördert mit diesem schlichten Handgriff eine Tupperdose ans Dämmerlicht. „Geben Sie her!“, befiehlt erneut der Fahnder. Er verstaut seine Waffe im Halfter, stülpt sich ein Paar Gummihandschuhe über und öffnet die von Heiner überlassene Dose. Dann blättert er sich durch Bildchen, Zeichnungen, Gimmicks, kleine Holzstückchen.

 

Zuletzt nimmt er ein Geocaching-Logbuch in die Hand.

 

 

Tatortbestand: durch und über den Zaun greifbar

 

Tupperdose in nassem Laub


 

 

 

 Ermittlungsergebnis: Geocaching statt Meth und Koks

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