Neue Ausstellung im Pommerschen Landesmuseum

 

 

Greifswald (SPA): Dem künstlerischen Frühwerk des Greifswalders Dirk „Hannes“ Weder widmet sich eine nächste Exposition im Pommerschen Landesmuseum. Zu sehen sind die circa 30 Klebebilder, Tusche- und Buntstiftzeichnungen zwischen dem 6. Juni und 31. Oktober diesen Jahres.

 

(linkes Bild: Die braune Henne mit ihren Küken, Dirk Weder, 1970, Tusche auf Papier)

 

Der junge Weder gehört nach Ansicht von Kennern der Kunstszene zu den wichtigsten Vertretern des naiven Surrealismus. Berühmtheit erlangte er im Jahr 1981, als der Kunstkritiker und Zeichenlehrer Hochstädt vor einem Auditorium Weders Selbstporträt in die Höhe hielt, um den Namen des Künstlers zu ermitteln. Sein nun zu sehendes Frühwerk wird durch eine auf das Äußerste minimierte Detaildarstellung des Alltagslebens charakterisiert.

 

Wie die Macher aus dem Landesmuseum in einer Presseerklärung mitteilten, handelt es sich bei den Exponaten um Werke aus der Schaffensperiode zwischen 1969 und 1971. Die Malereien befinden sich heute ausschließlich in Privatbesitz und werden dem Museum auf Leihbasis für die Dauer der Ausstellung zur Verfügung gestellt.

 

SPA liegen Exposés zu einigen der Malereien vor, die wir an dieser Stelle exklusiv veröffentlichen:

 

Wie Pumphut zu seinem Hute kam (1970, Tusche auf Papier)

 

Der sorbische Müllerbursche und Zauberer Pumphut trug als Erkennungszeichen einen spitzen, mit breiter Krempe versehenen Hut. Wie er zu diesem kam, ist ein Geheimnis in der Geschichte sorbischer Märchen und Sagen. Dirk Weder lässt mit seiner Tuschezeichnung die Beantwortung dieser Frage klugerweise offen. Wie visionär der Künstler in diesem Lebensabschnitt bereits dachte, beweist die Ausstattung des rechten Hausdaches mit Sonnenreflektoren. Experten sehen in diesem Bild auch einen stillen Protest des Malers gegen die aufkommende, monotone Architektur von Wohnunterkünften in der sozialistischen Plattenbauweise.

 

Der Bagger vom Ziegelteich (1969, Tusche auf Papier)

 

Dieses Bild gilt in der Kunstszene als Musterbeispiel dafür, wie der Maler Details mit grobmotorischer Raffinesse auf ein Minimum herunterbrechen kann. Es ist das einzige Bild aus Weders Gelber Periode, das im Landesmuseum zu sehen sein wird.

 

Meine Mutti macht die Wohnung sauber (1970, Tusche auf Papier)

 

Schon der Titel des Bildes lässt Aussagen zur damaligen Aufgabenverteilung in der Häuslichkeit zu. Die surrealistischen Darstellungen des Künstlers erreichen mit dieser Tusche auf Papier ihren Höhepunkt. Kaum vorstellbar, dass Weders Mutter im rot-braunen Abendkleid und sitzend die Reinigungsarbeiten vornahm.

 

 

 

Unser Sandmännchen (1969, Tusche auf Papier)

 

Auch diese Zeichnung lebt von der Reduktion. Weders Sandmännchen trägt keine Mütze und die Hände sind in einem grauen XXL-Ärmel versteckt. Dass der Sandmann mit extragroßen Augen versehen wurde, interpretieren Kunstexperten als eine Art von Protest gegen die frühe Nachtruhe.

Unser Kindergarten ist zum Geburtstag unserer Republik geschmückt  (1970, Tusche auf Papier)

 

Gewöhnlich standen für Bilder mit dieser Thematik nur rote Farbtöpfe zur Verfügung. Woher Weder an die Farben Braun und Gelb kam, ist unbekannt. Zumal die braunen Bildelemente Rätsel aufwerfen, bei deren Auflösung sich selbst der Künstler bedeckt hält. Interessant ist die ungewöhnlich saubere Darstellung der roten Fahne im linken Bildteil, während Weder beim Malen gleicher Elemente im rechten Teil in gewohnte Muster zurückfällt.

 

Detailansicht (Unser Kindergarten ...)

 

Die von den Kindergärtnerinnen geforderte Dokumentation zum Schaffen ihrer Schützlinge beweist, dass Weder zur Fertigstellung dieser Zeichnung nur zwei Tage benötigte.

 

Gruppenbild auf Kollektivschaukel (Individualschaukeln waren zu DDR-Zeiten verpönt):

 

Der hübsche, blonde Junge mit den weißen Kniestrümpfen (mittlere Reihe, 3. v.l.) ist der Schaffer der im Landesmuseum ausgestellten Kunstwerke.

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Kommentare: 1
  • #1

    XY und Z (Sonntag, 24 April 2016 00:06)

    Lach mich tot. Seit einer Stunde.