Kapitel 4: Costa Dorado, Kreisliga, Geo-Keller, Double 1994

 

 

Seit 1991 wird bei Puls gekreiselt

Die erste Vorstellung unter neuem Vereinsnamen gab der Greifswalder SV Puls am 28. August 1990 auf dem Sportplatz in der Loitzer Landstraße, wo man sich in einem Freundschaftsspiel von Empor Greifswald 3:3 trennte. Die Tore erzielten Henk (2) und M. Dinse, mit dabei waren noch solch alte Hasen wie Schering, Neese, Person, Wolfgram oder Schönfeld. Neu im Team war Uwe Walloschke, wenig später kamen Willy Hahnke, Achim Gutsche und Michael „der Glatte“ Gladrow hinzu. Am dritten Sieg der Punkteserie (5:3 gegen Uni am 6. Spieltag) wirkte erstmals Jörn Pöthke mit und für den 16. Juni 1991 lässt sich das erstmalige Auflaufen von Christian „Kreiselkalle“ Schulz zu einem Pflichtspiel des GSV Puls (1:4 gegen Fichte) urkundlich belegen.

 

Die DTSB-Ausweise wurden entsorgt: Pulser Ahnengalerie oder Die Frisur im Wandel der Zeiten

 

 

 

Übrigens das erste, in dem zwei Generationen einer Familie gemeinsam für Puls auf dem Platz standen. Die Saison 90/91 selbst war insgesamt eher durchwachsen, am Ende belegte Puls mit 18:16 Punkten und 52:46 Tore einen Platz im Mittelfeld der Stadtliga.

Erwähnenswert ist die Teilnahme der Pulser in Spielgemeinschaft mit dem Riemser SV an einem Turnier an der spanischen Costa Dorado vom 17. bis 27. Mai 1991. Nach Siegen gegen Aktivist Lauchhammer (1:0), Türksport Aachen (1:0) und einem torlosen Remis gegen den CF Tarragona erreichte man das Finale, wo man dem Postsportverein Köln mit 0:2 unterlag.

 

Bademeister im Nebenberuf: Sturm, Neese, M. Dinse, H. Wegner

 

In der Spielzeit 1991/92 griffen die Verbandsbeschlüsse zur Neuordnung der unteren Fußballligen – Stadtklasse und Stadtliga wurden aufgelöst, die fünf Erstplatzierten der Stadtliga sollten sich für die Kreisliga qualifizieren, die restlichen Teams wurden in die Kreisklasse eingegliedert. Damit einher gingen Umbenennungen, Fusionen oder gar Auflösungen von Vereinen, Namen wie Aufbau, Bahnhof, Stahl- und Wasserbau (SWB), KKW „Bruno Leuschner“ oder Ostseetrans verschwanden sofort oder in den folgenden Jahren von der Fußball-Landkarte der Hansestadt. Puls wurde am Ende der Saison Vierter und löste damit das Ticket für die Kreisliga.

  Micha Sturm und "Räuber" Schulz (Riems)

Auch im Pokal sollte es wieder sehr weit gehen. Nach dem von Sturm und Foth herausgeschossenen Halbfinalsieg gegen den SV Kemnitz traf man am 17. Mai 1992 auf dem Hauptplatz des Volksstadions auf Blau-Weiß 80 Greifswald (ehemals: Stahl- und Wasserbau). Am Ende einer umkämpften Finalpartie musste sich Puls durch ein Tor von „Eiche“ Seering mit 0:1 geschlagen geben.

In der Kreisligasaison 1992/93 legte Puls einen famosen Start hin, erst am 9. Spieltag bezog man mit 3:4 die erste Niederlage gegen den Greifswalder SC III. Bereits zuvor war Dirk „Hannes“ Weder durch Henk und Brendemühl auf einem Tennisplatz am Dubnaring für Puls angeworben worden, musste nach einem ersten Kurzeinsatz aber erst einmal gegipst werden.

 

 

Über mehrere Jahre trug Puls seine Heimspiele in Riemserort aus - hier von links: Brendemühl, Weder, H. Wegner, Foth, Pöthke, Ch. Schulz, Kuhl, Gutsche, Person, Sturm, Wolfgram (am Bildrand)

Durch Weder bekam man einerseits Zugang zur fußballspielenden Studentenschaft und im Laufe der Jahre stießen weitere Lehrgäste Greifswalds wie Heiko Kaßner, Dirk „Wolzow“ Peris, René Förster oder Joachim Bohlmann zum GSV Puls. Andererseits bildete sich eine wunderbare Symbiose zwischen dem Geografen-Keller und den Pulsern – der Fußballverein hatte eine feine Örtlichkeit für kultige Feten, die Studenten verfügten fortan über ein mobiles Einsatzkommando in allen technischen Fragen – zumal man damit sehr zeitnah Argumente beseitigen konnte, die dahin zielten, das Etablissement zu schließen. Als Nebeneffekt bildete sich gar so etwas wie ein Fan-Club heraus, der sich regelmäßig zum Auslüften zu den Puls-Spielen in Bewegung setzte. Wenn man weiß, dass die Kellerevents am Samstagmorgen kaum vor 5 Uhr beendet waren, Puls zu jener Zeit seine Heimspiele kurz darauf um 10 Uhr in Riemserort austrug, ist dies schon beachtlich. Man könnte auch darüber spekulieren, ob es leistungsfördernd war, wenn an eine gewisse Klientel in diesem Rahmen Anfeuerungsrufe in Form der nur Stunden zuvor verkonsumierten Getränkeliste adressiert wurden.

 

Unterwegs in der Region: Hartmut Schulz, Werner Reiche, Uwe Walloschke, Klaus-Dieter Höhn


In Erinnerung geblieben ist von dieser Saison ein denkwürdiges Spiel, das am 9. April 1993 (Karfreitag) in Riemserort angepfiffen wurde. Zur Halbzeit lag Puls gegen den Tabellenletzten aus Bandelin mit 0:1 zurück. Pöthke läutete dann mit seinem Ausgleich einen beispiellosen Sturmlauf ein, der nach Toren von Weder (4), Sturm (2), Henk, M. Dinse und Höhn mit 10:1 ein zweistelliges Ende fand. Sein Debüt (mit Tor) gab der pfeilschnelle Klaus-Dieter „Torpedo“ Höhn. Die erste Kreisligasaison beendete Puls letztlich auf einem hervorragenden vierten Platz.

 

Spanien 2. Durchgang - die Sonne, ein Hartplatz, ein Team mit oben v.l.: Winni Schering, Seppl Wozniak, Torpedo Höhn, Jörg Foth, Jörn Pöthke, Micha Sturm, Nils Brendemühl, Maik Ehlert, Hannes Weder / unten v.l.: Matthias Uecker, Willy Hahnke, Kulle Kuhl, Mucki Henk, Erni Schulz, Micha Dinse

Nach Siegen über Groß Kiesow (4:0), Blau-Weiß 80 (4:1) und den SV Bandelin (4:0) stand Puls erneut im Pokal-Halbfinale und konnte dieses gegen den Dersekower SV mit 3:1 (Tore: Sturm, Weder (2)) für sich entscheiden. Bereits eine Woche nach dieser Partie kam es am 26. Juni zum Showdown gegen den Greifswalder SC III auf dem Platz in der Loitzer Landstraße. Das Match war superspannend und dramatisch – nach Ablauf der regulären Spielzeit hieß es 4:4. In der Verlängerung schlug GSC-Stürmer Arelt zweimal zu und Puls musste sich zum zweiten Mal in Folge mit dem Titel des Vizepokalsiegers begnügen. Aufstellung: Person – Reiche, Neese (70. Wolfgram), Gutsche, Walloschke (2 Tore), Pöthke, Schulz sr., Weder (1), M. Dinse, Kuhl, Sturm (1).

 

Eine zweites Turnier in Spanien endete mit dem 2. Platz für die Pulser hinter Rot-Weiß Bad Muskau. Unvergessen sind die Wasserspiele von Rainer Fehlhaber und Willy Hahnke, deren Reifen gemeinerweise verweigerten. Oder Höhns Kamikazeflug an der Steilrutsche, lebensgefährlich und somit genau das Richtige für Torpedo. Welcher übrigens bei seinem Halbmarathon vom Hotel zum Stadion eine sportliche Meisterleistung hinlegte: wenn schon zu spät, dann wenigstens schwitzend.

 

Das Spieljahr 1993/94 sollte das bis dato erfolgreichste in der mittlerweile 24-jährigen Historie des Vereins werden. In den zwölf Punktspielen bis Dezember ´93 gab Puls allein gegen Fichte (0:0) und den FSV Blau-Weiß Greifswald (1:1) Punkte ab – man führte die Tabelle mit 22:2 Punkten und 38:12 Toren sehr deutlich an. Neu im Team waren mittlerweile Mathias „der Lange“ Uecker (Torwart), Sven-Uwe Der und der DDR-ligaerfahrene Maik Ehlert.

Im Februar 1994 verstarb mit Hartmut „Keiler“ Wiedemann ein Gründungsmitglied des Vereins.

 

Mit Wiederaufnahme des Spielbetriebes zur Rückserie schwächelte Puls. Erst musste man sich gegen die Lubminer Sturmvögel mit einem 2:2 begnügen, dann unterlag man dem SV Fichte sehr deutlich mit 1:5 und auch gegen den GSV III langte es nur zu einem torlosen Remis.

 

 

Herrentag 1994 auf dem Dubnaring. Der Kick Jung gegen Alt endet 5:1. Die Veranstaltung begann ohne den Präsidenten, der Tags zuvor sein erstes "Chili con carne for men" im Studentenheim Makarenkostraße löffelte und danach mit ziemlich heftigem Rotlauf im Antlitz sehr viel Durst bekam. Die Oldies mit (oben v.l.) Person, Foth, Landsberg, Neese, Fehlhaber, Reiche, (unten v.l.) Schmidt, Schulz, K. Wegner, Hahnke, H. Wegner, Kuhl, Schering.

 

 

 

Die jungen Wilden mit (oben v.l.) Wolfgram (hat sich hier wohl reingemogelt), Uecker, Der, Gutsche, Ehlert, Weder, (unten v.l.) Sturm, Dinse, Walloschke, Henk, Schulz, Pöthke.

Die OZ zieht Bilanz - Puls ist on Top

 

Nach einem Zwischenhoch machte Puls das Meisterschaftsrennen durch eine Niederlage in Dersekow am vorletzten Spieltag wieder spannend. Die Pulser Riege hatte die Meisterschaftsfeier schon geplant – aber die nach Dersekow transferierten Flaschen blieben nach dem 2:3 verschlossen. Putzigerweise blieb es die Woche darauf ebenso trocken. Bandelin reiste zum letzten Spieltag nicht an, Pulser Spione waren nicht unterwegs und so erfuhr man erst am späten Nachmittag, dass die unmittelbare Konkurrenz Federn gelassen hatte, so dass die drei Punkte gegen Bandelin am Grünen Tisch nicht von entscheidenden Wert waren. So war der GSV Puls mit 34:10 Punkten und 58:26 Toren Kreismeister und feierte den Aufstieg in die Bezirksklasse.

Das Sahnehäubchen auf die erfolgreiche Saison setzte man im Pokalwettbewerb. Schon im März hatte Puls durch ein 5:2 in Kemnitz gegen den dortigen FSV (Tore: Weder (2), Der, Kuhl, Sturm) das Halbfinale siegreich gestaltet. Im Endspiel traf man am 24. Mai 1994 im Volksstadion auf den SV Groß Kiesow. In der Aufstellung Uecker – Pöthke, Brendemühl, Neese, Ehlert, Schulz sr. (70. Kuhl), Schulz jr., M. Dinse (75. Der), Foth (80. Gutsche), Weder, Sturm gestaltete Puls die Finalpartie absolut dominant und ging als verdienter 4:0 – Sieger vom Platz. Sturm, Dinse, Der und Weder erzielten die Tore – das Double war geschafft.


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